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Heimatkundlicher Arbeitskreis Waidhaus e. V.
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1952 - Observation Point der US-Army an der Grenze

Zum "Tag des offenen Denkmals 2020" präsentieren wir den "Observation Point Birklohe" der US-Army aus der Zeit des Kalten Krieges.

 

Dieses Denkmal wurde erst vor kurzem in die Denkmalliste aufgenommen.

 

Eine Besichtigung ist jederzeit möglich, allerdings ohne Führung und unter Einhaltung der aktuellen Hygieneregeln.

 

Weitere Denkmäler finden Sie unter:

www.tag-des-offenen-denkmals.de

US-Observation Point Birklohe

 

Bitte beachten: Das Betreten der Anlage ist auf eigene Gefahr!

 

Hier der Link zum Standort der Anlage auf Google Maps:

https://goo.gl/maps/GETmUAMLtzsihnff8

 

Bitte verändern Sie oder beschädigen Sie nichts an der Anlage! Es handelt sich um ein eingetragenes Denkmal und Zuwiderhandlungen werden angezeigt!

Die Geschichte der 2nd ACR

 

Die Historie einer der ältesten Regimenter der Vereinigten Staaten von Amerika begann bereits vor 174 Jahren. Am 23. Mai 1836 wurde durch den Amerikanischen Kongress ein 2. Dragoner Regiment (das 1992 zunächst aufgelöste) 2nd Armored Cavalry Regiment (2nd ACR) aufgestellt sowie ein 8. Infanterieregiment. In dem folgenden ,,Abnutzungskrieg" gegen die Indianer verloren die USA bis 1837 allein 9 der 14 aktiven Regimenter. 1842 besiegte das 2. Kavallerieregiment endgültig die Seminolen.

 

Im April 1846 brach der Krieg gegen Mexiko aus, eine der Ursachen für den späteren Bürgerkrieg. Es war der erste von Berufssoldaten der USA geführte Krieg. An diesem Krieg war auch die 2. Kavallerie erfolgreich beteiligt. Ihr Wahlspruch, den Hauptmann Charles A. May einführte, lautete: "Denkt an Euer Regiment - folgt Euren Offizieren". Die in diesem Krieg geschulten Berufssoldaten waren es dann, die im amerikanischen Bürgerkrieg/Sezessionskrieg 1861 - 1865 die Kommandos auf beiden Seiten führten. Ihre Offiziere waren alle ehemalige Kadetten der Militärakademie Westpoint.

Von 1869 bis zum Ausbruch des amerikanisch-spanischen Krieges 1898 bestand die gesamte US-Army aus 25000 Mann, dann 28000 Mann. Während dieses Krieges kämpfte die 2. Kavallerie 1898 zunächst auf der Insel Kuba, dann auf den Philippinen.

 

1912 kehrte die 2. US Kavallerie schließlich in die USA  zurück. Im April 1918 kam das 2. Cavalry Regiment als einziger berittener, dann motorisierter US-Verband an die Front nach Frankreich (St. Michel, Argonnen, Aisne-Marne). Nach dem Ende des 1. Weltkrieges verlegte es von Koblenz in die USA zurück und wurde Ausbildungseinheit in Fort Riley als Teil der 2. Kavallerie Division. Sein Verbandswahlspruch "Tojours Pret - Immer bereit." Ende der 30iger Jahre erhielt das 2. Regiment leichte Panzer und Panzerspähwagen und wurde als 2. Mechanisierte Kavalleriegruppe (2nd Cavalry Group, mechanized) der 3. US-Armee von General Patton zugeteilt. Am 19. Juli 1944, nach seiner Landung am "Utah Beach" in der Normandie wurde es als Flankenschutz und Vorhut der 4. Panzerdivision eingesetzt. Unter Führung von General Patton stieß es schließlich bis tief in die Tschechoslowakei vor (Pilsen/Nepomuk). Da es aufgrund seiner hohen Beweglichkeit und Schnelligkeit häufig hinter den sich auflösenden deutschen Fronten kämpfte, wurde es in Anlehnung an die berühmte "Gespensterdivision " des späteren Generalfeldmarschalls Rommel als "Gespenster/Geister von Pattons 3. Armee"bezeichnet. Im Mai 1946 wurde die 2. Cavalry Group/ die 2. Kavallerie zum 2. Constabulary Regiment/2. Polizei-/2. Gendarmerie-Regiment ernannt, 1948 schließlich zum 2nd Armored Cavalry Regiment (2. US-Panzeraufklärungsregiment). Nach Stationen in Freising (bis 1947) und Augsburg, verlegte das Hauptquartier des Regiments 1951 nach Nürnberg, die Schwadronen nach Bayreuth/Bindlach, Bamberg und Amberg, um die militärische Grenzsicherung am "Eisernen Vorhang" zu übernehmen.

 

Nach der Ablösung der Aufgaben der “US-Constabulary” im Jahre 1951/52 war die 2nd ACR für den Bereich Nordbayern, also auch für Waidhaus zuständig. In Weiden im Camp Pitman waren die Soldaten stationiert und versahen ihren Grenzdienst in Waidhaus und entlang der Grenze bis zum Fall des Eisernen Vorhangs 1990. Bei der Befreiung Kuwaits von den Irakern im Jahre 1991 (Desert Shield und Desert Storm) war das Regiment im Einsatz. Anschließend wurde das Regiment zunächst zurück nach Deutschland gebracht, bald jedoch in die Vereinigten Staaten verlegt. Es folgten Teilnahmen an Friedenssicherungseinsätzen in Haiti und Bosnien-Herzegowina. 2003 nahm das Regiment an der Invasion des Irak (Operation Iraqi Freedom) teil und blieb bis Ende 2004 dort stationiert. Nach der Rückkehr in die USA wurde das Regiment zu einem Stryker Brigade Combat Team umformiert. 2006 kehrte das Regiment nach einer grundlegenden Veränderung seiner Strukturen nach Deutschland zurück und wurde dem V. US-Korps unterstellt. Im Sommer 2007 wurde das Regiment zu einem erneuten rund einjährigen Einsatz in den Irak verlegt. Die “2nd Stryker Brigade” ist in den Rose Barracks in Vilseck stationiert.

 

Download der Übersichtskarte OP´s in Waidhaus
Übersichtskarte US-Army OPs in Waidhaus.[...]
Portable Network Image Format [5.9 MB]

Aufnahme OP Birklohe aus den 1950er Jahren mit einem GI

OP Birklohe, ebenfalls 1950er Jahre
 

Blick vom OP Birklohe auf den Landstrassen-übergang. Die Gas-Verdichterstation exostierte noch nicht.

Ferngläser zur Observation im OP Birklohe

Die Geschichte um den Observation Point Birklohe

 

Bereits kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 kam es zu Spannungen zwischen den westlichen Siegermächten und der Sowjetunion. Die Staaten des "Ostblocks" unter Führung der UdSSR kapselten sich immer mehr ab, um ihre kommunistisch sozialistische Regierungsformen gegen den kapitalistischen Westen zu schützen, so zumindest deren politische Aussage. Im Juli 1945 benutzte bereits Konrad Adenauer in einem Brief an einen Reporter die Bedrohung durch die Sowjetunion als "einen eisernen Vorhang".

 

Dieses gegenseitige Misstrauen und die völlig unterschiedlichen Staats- und Wirtschaftsformen beider Großmächte führte 1949 in die Gründung der NATO und 1955 zum Zusammenschluss der Staaten des "Warschauer Pakts" unter Führung der Sowjetunion. Der Osten sicherte seine Grenzen nach Westen mit Zäunen und Stacheldraht, später teilweise mit Mauern (DDR) und Selbstschussanlagen. Der offizielle Zweck sollte der Schutz gegen den "kapitalistischen Westen" sein, jedoch war er wohl eher eine Art "Einsperren" der eigenen Bevölkerung.

 

Waidhaus war für von 1945 bis 1954 der einzige Grenzübergang in die CSSR und lange Zeit nur für Diplomaten passierbar. Aus diesem Grund war dieser Übergang auch für die US-Army ein wichtiger, zu überwachender Bereich. Für sie war es wichtig zu wissen, was auf der östlichen Seite der Grenze vor sich geht. Ob und wo von den CSSR-Grenzorgangen gebaut wird, ob es neue Kolonnenwege gibt, neue Kasernen, Beobachtungstürme oder neue Zaunanlagen. Neben der Bayerischen Grenzpolizei und dem Bundesgrenzschutz fuhr und lief auch die US-Army, genauer das 2nd Armored Cavalry Regiment mit Sitz im Camp Pitmann in Weiden, ihre Streifengänge an der Grenze im Waidhauser Bereich und darüber hinaus. Später flogen auch regelmässig Aufklärungshelikopter beidseits der Grenze um sich gegenseitig zu beobachten.

 

Der "Observation Point Birklohe" befindet sich auf einer Anhöhe am Fuß des Waidhauser Sulzbergs und am Waldrand, so dass von dort aus in relativ sicherer Entfernung direkt auf die Grenzübergangsstelle Waidhaus/Rozvadov gesehen werden konnte. Heute befindet sich unmittelbar vor dem OP eine Gas-Verdichterstation und Bäume an der Hauptstraße, so dass der direkte Blick nicht mehr möglich ist.

 

Der genauer Zeitpunkt der Erbauung des Objekts lässt sich heute leider nicht mehr rekonstruieren, um 1952 wurde dieser erbaut. Ein weiterer, vermutlich bereits zuvor in der Nähe platzierter, mobiler Beobachtungsstand als Art Container, der von einem LKW abgeladen wurde, stand am Ende des heutigen "Lustwegs". Im Bereich der Windräder, auf dem Kreßberg, an der alten Landstrasse stand ein etwas modernerer Beobachtungsposten, genannt "OP 51". Dieser bestand aus zwei Bauphasen. Die erste bestand aus Ziegel oder Beton und war im Boden eingelassen. Später wurde darauf ein erhöhter Posten aus Ständermaterial und Blechverkleidung errichtet mit einem grossen Fenster in Richtung Grenze. Dieser wurde später allerdings aufgrund eines technischen Defekts ein Raub der Flammen und er verbrannte vollständig. Der Erdbunker wurde eingeebnet. Ein weiterer Beobachtungsposten, allerdings ohne Gebäude, befand sich direkt am ehemaligen Schlagbaum der alten Heeresstraße, der sogenannten "Touristenschranke". Diesen Namen bekam diese Stelle, da hier oftmals Vertriebene mit ihren Familien standen um einen Blick in ihre alte Heimat werfen zu können.

 

Der Aufmarsch der US-Truppen bei der Krise um den "Prager Frühling" im August 1968 spielte sich größtenteils direkt am Grenzübergang ab. Der OP Birklohe dürfte hier keine große Rolle mehr gespielt haben. Wie lange er tatsächlich in Nutzung war, ist ebenfalls leider nicht belegt, aber es dürfte sich um Ende der 1960er Jahre, eventuell bis kurz vor 1968 gehandelt haben. Die Überwachung der Grenze durch die US-Army fand nun offensichtlicher und vor allem durch Helikoptereinsatz statt, deshalb wurden diese Beobachtungspunkte nicht mehr gebraucht.

 

Der OP Birklohe steht heute auf dem Gebiet der Bayerischen Staatsforsten und ist somit in deren Besitz. Er ist der einige noch existierende Posten dieser Art im Raum Waidhaus und in der weiten Region, vermutlich sogar noch der einzige an der bayerisch-tschechischen Grenze. Aufgrund des fortschreitenden Verfalls der Anlage, errichteten Helfer des Heimatkundlichen Arbeitskreises Waidhaus, mit Hilfe von gespendetem Material und der Erlaubnis der Bayerischen Staatsforsten ein behelfsmäßiges Dach aus Balken, Brettern und Dachpappe. Bei Gelegenheit wird von Helfern das Umfeld der Anlage von Sträuchern befreit.

 

Auf Antrag des HAK Waidhaus und dem Ortsheimatpfleger wurde die Anlage vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in die Denkmalliste als Baudenkmal unter der Nummer "D-3-74-164-58" mit Schreiben vom 22.03.2019 eingetragen.

 

Bitte bedenken Sie beim Besuch dieser Anlage, nichts zu zerstören oder zu verändern. Denkmäler sind Zeitzeugen und sollen auch für unsere Nachkommen noch als Denkmal zu besichtigen sein! Herzlichen Dank dafür.

 

Andreas Ringholz, Ortsheimatpfleger Waidhaus

Im September 2020

 

 

 

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