Vereinsanschrift:

Heimatkundlicher Arbeitskreis Waidhaus e. V.
Husittenweg 2
92726 Waidhaus

Telefon: 09652/813427

E-Mail: andreas.ringholz@t-online.de

 

Zum bundesweit stattfindenden "Tag des offenen Denkmals 2021" nehmen wir mit dem Thema "Geschichte(n) zum Pfrentschweiher" teil. Das Motto lautet "Sein & Schein in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege". Seit der Trockenlegung des Pfrentschweihers 1840 existiert dieser nicht mehr. Deshalb "mehr Schein als Sein" eines Denkmals, das keines ist. Und dennoch ist der See auch noch heute präsent. Anhand des Waldbestandes und der Feuchtwiesengebiete kann man noch die Ausmasse und Dimensionen leicht erkennen.

 

Wir laden alle Interessierten zum kostenlosen Vortrag ein am

SONNTAG, 12.09.2021 um 14 Uhr.

Treffpunkt ist das Schulungsgebäude am Wildgehege in Pfrentschweiher.

 

Die Vorträge, die von Frau Maria Herrmann-Preßl (Tourismus Stadt Pleystein) und Herrn Andreas Ringholz (Ortsheimatpfleger Markt Waidhaus) vorgebracht werden, beinhalten folgende Themen:

 

- Geschichte des Pfrentschweiher, Entstehung und Trockenlegung

- Das Oberkommando des Heeres mit General Kesselring 1945 in Pfrentsch

- Die gräflich kolowratsche Waldbahn Dianaberg - Pfrentsch

 

1362 - Der Pfrentschweiher

Der "Pfrientsch Weyer", Karte aus dem 17. Jahrhundert, Quelle: Staatsarchiv Amberg, Plansammlung Nr. 19.

Am 11. Januar 1362 erhielt Landgraf Johann von Leuchtenberg die Erlaubnis einen angestauten See zwischen den Orten Waidhaus und Eslarn anzulegen. Landgraf Johann war Vertrauter, Haus- und Tischgenosse des Kaisers Karl IV.

"Wir, Karl, von Gottes Gnaden Römischer Kaiser zu allen Zeiten, Mehrer des Reiches und König von Böheim, bekennen und tun kund öffentlich mit diesem Brief allen die ihn sehen oder lesen hören, daß wir angesehen haben die steten getreuen Dienst, die uns und dem Reich die edlen, Ulrich und Johann, Landgrafen zu Leuchtenberg, oft, nützlich und unverdrossen getan haben und ferner tun wollen und mögen, und haben das da heißt Vorrach, so viel unseres Feldes, Holzes und Wiesmath daselbst, das zu unserem Königreich in Böheim gehört, als viel das Wasser in demselben Weiher begreifet, gnädigst geben und verliehen zu ihrem Nutzen. Und wäre es denn, daß der Weiher abginge oder sonst trocken werde, so sollen soviel da nicht Wasser ist, die Landgrafen und ihre Erben, mit dem Felde, Holze und Wiesmath nichts zu schicken haben, sondern der Kron Böheim zurückfallen. Als lang der Weiher wieder aufgelaufen ist, sollen sie dann auch Feld, Holz und Wiesmath wieder zu Lehen haben, soweit sie der Weiher begreift und solange sie den Pleyenstein und was dazu gehört von der Kron Böheim zu Lehen haben."

Der Weiher, der von Anfang an zur Herrschaft Pleystein gehörte, wurde von den drei Bächen Pfreimd, Netsch und Rehling gespeist. Die weite Talmulde ging jedochhinüber ins Böhmische, so daß ein Drittel der Fläche jenseits der Grenze lag. Er war der wohl größte, mittealterliche Stausee in Deutschland, und umfasste in etwa 1300 bis 1400 Tagwerk. Die genaue Größe konnte nie genau ermittelt werden, da sich die Ufer des relativ seichten Sees ständig änderten. Die tiefste Stelle wird bei etwa 7-8 Meter gewesen sein.

 

 

1418 mußten die Landgrafen zu Leuchtenberg wegen finanzieller Schwierigkeiten an den Pfalzgrafen Johann von Neunburg verkaufen. 1426 kamen die Hussiten ins Land, und der Pferntschweiher wurde angestochen und abgelassen, damit sie die Fische plündern konnten. Nach diesem Vorfall lebten die Anwohner in ständiger Angst vor der Flu und verlangten eine Trockenlegung des Gewässers. Der nicht besonders wirtschaftliche und ertragreiche Fischbetrieb brachte den Pfalzgrafen zur Überlegung und schickte einen Fachmann zur Begutachtung. Da man jedoch die Gebietsverluste an Böhmen fürchtete, kam man von dem Vorhaben der Trockenlegung wieder ab.

1605-1615 wurde ein neuer Weiherdamm mit einer Docke aus großen Quadersteinen errichtet, die mehr als 10000 Gulden kostete. Die Docke befand sich an der Stelle der heutigen Pfreimdbrücke in der Ortschaft Pfrentsch.

Während des 30-jährigen Krieges wurde die Umgebung von Waidhaus durch stationierte Truppen aus den Feldlagern bei Waidhaus, und später durch durchziehende Truppen mehrmals geplündert und stark verwüstet. Am 18. Juni 1621 beschwert sich der "Georg Willibald Castner, Hammermeister zu Pfründtsch" bei der Pfälzischen Regierung in Amberg über die marodierenden und plündernden Horden, die ihm das Hammerschloß in Pfrentsch, sowie seine Besitzung der Hammer Premhof verwüsteten. Es handelte sich dabei um Mansfeldische Soldaten, welche sich in der Ortschaft Lohma einquartierten.

Der Weiher war seit Bestehen immer ein Streitobjekt, und kein Besitzer konnte wirklich glücklich mit ihm werden. Entweder wurde damit zuwenig Gewinn und Ertrag erwirtschaftet, oder es gab Probleme mit den umliegenden Anwohnern, die teilweise in größerem Umfang Fischdiebstahl betrieben. Teilweise mußten Wachen aufgestellt werden, die jedoch auch nicht alles verhindern konnten. Als Mahnung wurde auf den Fischdiebstahl die Todesstrafe ausgerufen, und 1723 auf dem Weiherdamm ein Galgen errichtet. Das Ganze brachte jedoch nicht den gewünschten Erfolg, und als 1780 der Galgen verfault war, wurde kein neuer errichtet. Es gab allerdings weiterhin viele Streitigkeiten bei der Überwachung des Gewässers, aber auch der Nutzung der umliegenden Flächen.

1806 wurde entschieden, daß die Urkunde von 1362 kein Hindernis sei, das gesamte Weihergebiet als bayerisches Staatseigentum anzusehen. Deshalb und aus wirtschaftlichen Gründen sollte der Weiher nicht mehr angestaut werden. Die Ausführung wurde jedoch hinausgezögert, und man setzte vorerst 20 bayerische Hoheitszeichen an der böhmischen Seite und wartete auf die Reaktion der böhmischen Regierung. Als von böhmischer Seite kein Einwand bestand, wurde er schließlich abgefischt. Dabei kam es zu einer großen Überraschung, da ohne Fischeinsatz ein doch stattlicher Ertrag hervorkam. Ein neuer Pächter tat sich an, um den Fischzuchtbetrieb weiterzuführen. Jedoch gingen seine Berechnungen wieder nicht auf. Alle weiteren Pächter konnten ebenfalls nicht die erhofften Erlöse erzielen.

 

 

Am 28. Oktober 1840 fand die letzte Abfischung des Weihers und somit die endgültige Trockenlegung des fast ein halbes Jahrtausend währenden Pfrentschweihers statt.

1855 wurde auf dem Gelände die erste Wiesenbauschule Bayerns errichtet. Später entstand darauf das "Staatsgut Pfrentsch" gehörig zur "Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt Almesbach bei Weiden".

 

(Quelle: "Geschichte der Grenzlandgemeinde Waidhaus", S. Poblotzki, 1979)

Beitrag von Andreas Ringholz, 2010.

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